Das Material

Kilometerlange Originale

Die Sicherung der hinterlassenen Film-Vermächtnisse gehört zu einer der vornehmlichsten Aufgaben einer Kulturgesellschaft. Eine EU-Richtlinie zur Bewahrung des audiovisuellen Erbes wurde seitens der Bundesregierung und der Ländervertretungen auch ausdrücklich begrüßt. Zu den besonderen Filmschätzen zählen aber nicht nur die hinlänglich bekannten professionellen Produktionen, sondern auch diejenigen, welche beispielsweise im Rahmen einer (künstlerischen) Ausbildung erstellt wurden. Hinzu kommen die vielen Eigenproduktionen von Bildungseinrichtungen, Vereinen und Landesorganisationen.

Einen weiteren wesentlichen Bezugspunkt eines demokratischen geprägten Erinnerungsbewußtseins stellen die ungezählten belichteten Filmmeter von Amateuren dar. Deren umfangreichen privaten Bestände werden mittlerweile vermehrt den Stadtarchiven zur Einlagerung angeboten. Gerade diese grundlegenden Dokumente bedürfen einer konsequenten Erfassung, Sicherung und Bewahrung. Damit lokale, regionale und landesweite Geschichte auch weiterhin sichtbar bleibt.

Bürger haben seit mehr als einhundert Jahren besondere Ereignisse im Bild festgehalten. So entstanden ganz private Lebensfilme, die neben der abgelichteten Vertraulichkeit auch immer ein Spiegel der Zeit und der vorgefundenen Verhältnisse sind. Diese Aufnahmen ohne Auftrag befreien die (Landes-)Historie aus dem Blickwinkel der Eindimensionalität und ermöglichen das Erfassen der Zusammenhänge aus der überaus aufschlußreichen Perspektive von unten.

Der Film-Amateur produzierte persönliche Protokolle über das eigene Dasein. Zuerst in ruckartigem Schwarz-Weiß, später dann in gezoomter Buntheit. Diese Filmschätze, die bisher wenig zugänglich waren, gilt es zu entdecken. Jene alten 8 und 16 Millimeter-Aufnahmen der vergessenen Chronisten sind neu, denn sie geben dem Land eine bislang unbekannte, schnörkellos authentische Perspektive. Gerade die Konzentration der Amateur-Filmer auf das Wesentliche, löst bei der jungen Generation eine ungeahnte Faszination aus, steht doch jene Reduktion im krassen Gegensatz zu der heute praktizierten beliebigen Bilderflut. So wird der Betrachter zum emotionalen Zeitzeugen.

Jede Produktion, ob geförderte Dokumentation, universitäre Kamera-Übung oder das Werk eines Amateurfilmers, stellt ein Stück Geschichte dar, ist also ein Mosaiksteinchen, welches, richtig eingesetzt, das Bild eines Landes ergibt und von dem dessen Ansehen abhängt.